Nutzernamen in Twitter und das Risiko geschlossener Plattfomen

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Bei Twitter bin ich seit März 2007 unter dem Namen agenturblog zu finden. Gleichermassen bei Flickr, Dopplr, Delicious, Disqus, eBay, Identica, Last.fm, Technorati und einer Vielzahl weiterer Dienste. Ausserdem gehören mir die wichtigsten Domains rund um den Titel dieses Blogs also die .de, .com, .net und .org Adressen.

Das beruhigende bei den letztgenannten ist, dass ich obwohl ich keine Marke angemeldet habe durch etablierte und weitestgehend transparente Prozesse auch die entsprechende Rechtssicherheit geniesse, diese in Zukunft führen zu können.

Wie sich zeigt, ist das bei Namen in geschlossenen Systemen nicht zwingend der Fall. So lässt Twitter in seinen Statuten Raum für Unklarheiten:

You must not abuse, harass, threaten, impersonate or intimidate other Twitter users.

Steve Poland hat Twitter etwa zum gleichen Zeitpunkt entdeckt und gleich eine ganze Reihe von Nutzernamen registriert. So unter anderem auch twitter.com/celtics. Auf diesem Account hat er automatisiert News rund um die Boston Celtics veröffentlicht. Vor einigen Tag hat Twitter besagten Nutzernamen einkassiert und an die Boston Celtics übertragen. Steves Alias wurde in einem Zuge auf bc_fan_news geändert. In einem offenen Brief an Twitter CEO Evan Williams beschwert er sich über dieses Vorgehen – und die rechtliche Unsicherheit, die damit einhergeht.

Und er hat recht. Mal abgesehen natürlich von dem eigentlich Stein des Anstosses. Celtics hat zwar viele weitere Konnotationen, ist im amerikanischen Sprachgebrauch offensichtlich aber sehr eng mit dem NBA Team in Boston verbunden. Ausserdem beschreibt Steve Poland selbst, dass er eine ganze Reihe von guten Accounts reserviert hat: I have a bunch of Twitter usernames — I gobbled them up in March 2007. I’d consider them some of the “quality” ones.

Es geht mir nicht darum, eine Lanze für Domain oder Account Grabber zu brechen. Aber die hier aufgeworfene Fragestellung kann auch schnell den eigenen Nutzernamen betreffen. Zumal – und das ist das große Problem – keine rechtliche Basis für die Zuteilung von Namen vorliegt. Einzig die Willkür der Plattformbetreiber entscheidet.

Was kann man daraus folgern? Das Problem an sich ist nicht neu. Da allerdings insbesondere rund um Twitter zahlreiche Dienste entstanden sind, die in ihrer Kernfunktion essentiell auf den damit verbundenen Nutzernamen angewiesen sind (bspw StockTwits, die gerade 1 Million Dollar Founding erhalten haben) ist die Situation doch eine etwas andere. Natürlich spricht diese Problematik zunächst ganz deutlich für den Wunsch nach offenen Systemen für Microblogging (wie ohnehin sehr vieles). Doch was dann? Auf einmal gibt es nicht nur einen sondern gleich hunderte Celtics Account, verteilt über verschiedenste Laconi.ca (oder andere) Installation und hinweg über Ländergrenzen. Was dann? Wer hat Anspruch auf diese Accounts? Was, wenn Grabber beginnen Namen über alle großen Installationen hinweg automatisiert zu sichern? Wie kann man identifizieren, welcher von den potentiell hunderten Celtic Accounts dann der offizielle ist?

Könnten Domains der Schlüssel zum Nutzernamen sein? Oder bietet OpenID hier einen sinnvollen Ansatz zum Nachweis der Identität? Ersteres könnte das markenrechtliche Problem in einen erprobteren Rechtsraum auslagern, letzteres könnte ein Hebel für die Authentifizierung der Nutzer bieten. Oder könnte sich hinter dieser Problematik ein Premium-Feature für Twitter verstecken?

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von Oliver Wagner

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