LeWeb3 – Eindrücke

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Woran macht man die Qualität einer Veranstaltung, einer Konferenz fest? Betrachtet man primär alle Ereignisse abseits des Podiums, also die Gespräche in den Pausen und am Abend? Neue Menschen die man kennengelernt hat? Menschen, die man gerne wieder getroffen hat? Ist der Rahmen wichtig, in dem ein Event statt findet? Die Connectivity während einer Web 2.0 Veranstaltung? Die Party? Oder doch eher die Vorträge und Ereignisse auf der Bühne?

Es ist natürlich die Mischung aus all dem,die einen Event zu einem runden, gelungen Erlebnis machen – oder eben auch nicht.

Bei Le Web 3 bleiben an einigen der offiziellen Punkte durchaus Fragezeichen, obwohl – und das sollte man zunächst nochmal deutlich hervorheben, tatsächlich einige sehr interessante und auch unerwartete Vorträge zu sehen waren.

Der Montag stand aus meiner Sicht zu sehr unter dem Business-Aspekt, USA vs. Europa, Entrepreneurhsip und VC. Der Dienstag hingegen litt unter einer permanenten Änderung des Programms zu Gunsten von politischen Auftritten ganz unterschiedlicher Qualität. Am Vormittag hatte Shimon Perez zunächst die Gelegenheit einige Worte rund um die Veränderungen in der Welt, der „Schwangershaft eines neuen Zeitalters“ zu verlieren – und sich im Anschluß auch zahlreichen Fragen des Auditoriums zu stellen. Durchaus interessant und souverän. Später trat François Bayrou, Parteichef der französischen Liberalen und deren Präsidentschaftskandidate, auf. Sprach zunächst auf französisch und lies sich dabei simultan übersetzen, bevor er dazu überging, im direkten Dialog mit dem Publikum, englisch zu sprechen.

Noch etwas später: Auftritt von Innenminister Nicolas Sarkozy, dem Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei UMP. Umring von Kamerateams und Fotografen sprach er auf der Bühne vor Zuhörern aus 37 Nationen in französisch. Simultanübersetzungen waren nur über Headsets verfügbar. Ein Dialog mit dem Publikum nicht gewünscht und auch nicht möglich.

Ein Transkript der Rede findet sich hier bei David Weinberger. Inbesondere der forsche und teilweise zeitgleiche Umgang mit Begriffen wie Freiheit, Meinungsäusserung, Keine Angst vor Kontrolle, Einschränken,Regulierung, Ethik, Geld, erschreckte mich etwas und hinterliess allgemein wohl eher den Eindruck eingeschränkter Medienkompetenz. Aber womöglich gibt es auf europäischer Ebene entsprechende Regularien, die Politikern aller Coleur mediale Sachkenntnis jenseits des Internetführerscheins nicht erlaubt…

Bleibt die Frage, was dieser Auftritt für die Zuhörer bringt. Oder ob er uns überhaupt etwas bringt. Und wenn nicht uns, wem dann… Dazu sei der offene Brief von Dieter Rappold an Loic zur vertiefenden Lektüre empfohlen. Weitere Stimmen dazu hier.

Grundsätzlich habe ich keine Einwände gegen einen Dialog mit der Politik – davon war Sarkozy heute aber weit entfent, zum einen durch die Wahl der Sprache, zum anderen durch das sofortige Entschwinden nach dem Monolog.

Unabhängig von diesen politischen Ausreissern gab es aber auch durchaus interessante Vorträge, auf die ich in den kommenden Tagen noch eingehen werde, eine gute Zusammenfassung gibt es im Themenblog. 

Gleich spricht noch Michael Arrington – nun etwas später als geplant. Vielleicht reicht meine Zeit noch, bevor ich mich auf den Weg nach Orly machen muss.

6 Kommentare

von Oliver Wagner

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