Facebook und die Freiheit der Daten: Die Causa Plaxo/Scoble

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Im letzten Jahr hat mich immer wieder die Frage nach dem Recht an den eigenen Daten umgetrieben. Social Networks sollten nach meiner Ansicht offen sein und dem Nutzer Zugriff auf die von ihm zusammen getragenen Inhalte gewähren – auch ausserhalb der Plattform. Google hat mit OpenSocial eine API ins Rennen geschickt, die genau das, was ihr Name verspricht eigentlich nicht macht, aber immerhin reichte es für eine PR-Attacke gegen Facebook. Dem Erfolg von Facebook hat das natürlich keinen Abbruch getan. In diese Diskussion wurde heute ein neuer Aspekt eingebracht: Plaxo, das früher mal unter schlimmen Spamverdacht stehende Adressbuch Synchronisationstool (und neuderings auch Social Network) hat ein Script entwickelt, das die Kontakdaten einer Person in Facebook mit dem eigene Datenbestand abgleicht und noch nicht hergestellte Verbindungen im eigenen System so automatisiert nachträgt. Dazu werden Name, E-Mail und Geburtsdatum verglichen. Bis dato ist dieses Script aber in einer frühen Alphaversion und nur wenigen „Test-„Nutzern zugänglich, so beispielsweise US-Megablogger Robert Scoble mit 5.000 Facebook Freunden. Während das Script versuchte, seine Daten aus Facebook zu extrahieren, wurde sein Account unter dem Hinweis auf potentiell verbotene Nutzung gesperrt. Denn im Gegensatz zum gemeinhin üblichen Prozedere derlei Daten über die API abzufragen nutzt das Plaxo Script die normale Webseite und ein OCR Tool um die in Facebook als Grafik hinterlegte E-Mail Adresse zu entziffern.

Folgende Mail erhielt Scoble:

Our systems indicate that you’ve been highly active on Facebook lately and viewing pages at a quick enough rate that we suspect you may be running an automated script. This kind of Activity would be a violation of our Terms of Use and potentially of federal and state laws.

Nun muss man sagen, dass vermutlich Facebook ein Recht darauf hat, seine eigene Infrastruktur gegen derlei Angriffe zu schützen, weiterhin stösst das unangenehmen Zusammentreffen dieses Coups mit dem derzeit geplanten Verkauf von Plaxo unangenehm auf, zumal es zu befürchten ist, das die einmal so ermittelten Daten irgendwo in Tiefen des Plaxosystem auch für andere Zwecke genutzt werden… Ausserdem ist es sicherlich nicht besonders clever, ausgerechnet Scoble in diese Falle laufen zu lassen – dennoch fördert dies erneut den Dialog über das recht an den eigenen Daten bzw. die Frage: Was erlaube ich meinen Freunden, meinem Netzwerk, mit den ihnen über dieses System zur Verfügung gestellten Informationen zu machen?

Dazu schreibt Dave Winer sehr schön:

However, if Facebook doesn’t open up and allow people a system to say who can access what information, we still have to create that system somehow. Google could have done it, but they didn’t. Same with Yahoo or Microsoft. These companies don’t want to empower the users, but if they studied history, they’d see that the evolution of computers always comes in fits and starts. A period when the technology is new and people are snowed by the companies and let them have full control. Gradually people understand what’s going on, and figure out they’re being screwed but they accept it. And then explosively the whole thing disintegrates in a new layer of technology.

Es ist eine Frage der Zeit, bis die kleinen Nadelstiche gegen Facebook besser und perfider werden und das Bewusstsein der Nutzer für einen sinnvollen Umgang mit sowie einen Zugriff auf ihre Informationen schärfer wird…

Update: Soeben wurde Scobles Account wieder aktiviert:

(…) Since you contacted us and have agreed not to run the script again, we have reactivated your account. You should now be able to log in with your normal email and password. In the future, please refrain from running these types of scripts again.

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