Die Schöne und der Blogger – die Affäre Heidi Klum

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Die Affäre rund um Heidi Klum hat die deutsche und internationale Blogosphäre in den ersten Tagen in diesem Jahr intensiv bewegt. Der Werbeblogger Patrick Breitenbach wurde vom Klumschen Management, vertreten durch Heidis Vater Günther, aufgefordert, einen Beitrag aus dem Jahre 2004 zu entfernen. In diesem Beitrag tauchte der Name des deutsche Modells in der Headline und URL auf. Darin sah Herr Klum eine Verletzung der Markenrechte. In der darauf folgenden E-Mail Korrespondenz hat Günther Klum in einem mehr als herablassenden Tonfall reagiert, mit Ausnahme eines in ähnlichem Stil gehaltenen Feedbacks auf eine Anfrage von Thomas Knüwer, wurde geschwiegen – aus welchen Gründen auch immer.

Das Resultat ist verheerend. Eine Google Suche nach Heid Klum zeigt nun genau das, was Vater Klum verhindern wollte. Zahllose Fundstellen in Blogs – mit zumeist sehr negativer Berichterstattung über die Affäre.

In der aktuellen Ausgabe der Horizont ist ein Beitrag erschiene, in der Patrick Breitenbach, Heiner Wolters, Marketingchef von Katjes und ich zu dem Thema befragt wurden.

Die vollständigen Antworten auf die gestellten Fragen von Patrick finden sich hier, meine Meinung im weiteren Verlauf dieses Artikels – oder alles zusammengefasst bei horizont.

Horizont: Inwiefern zeigt der Fall die Lebendigkeit und Effizienz der dt. Bloggerszene?

Vernetzung und schnelle Vermittlung von Nachrichten und Meinungen ist ein Kernfunktion der eng vernetzten Blogospähre. Meldungen verbreiten sich in windeseile – insbesondere natürlich, wenn Sie einen Bezug zu Blogs und deren Betreibern im allgemeinen haben. Im Falle „Heidi Klum vs. Werbeblogger“ fühlte sich fast jeder Blogger angegriffen – schließlich könnte ihm vermeintlich ähnliches selbst widerfahren. Das in Kombination mit den herablassenden Kommentaren von Günther Klum dürfte auch der Grund für die ganz deutliche Polarisierung sein: „Die“ gegen „uns“.

Horizont: Gewinnt diese an Selbstbewusstsein?

Der letzte größere Blog-PR-Gau in Deutschland liegt etwas über ein Jahr zurück. Damals hat Johnny Haeusler im Spreeblick über das Jamba Thema geschrieben. Auch dort war der „Gegner“ eindeutig auszumachen und in der Szene unbeliebt. Dazu kam im damaligen Falle ebenfalls „merkwürdiges“ Verhalten und konsequentes Schweigen aus Sicht des Unternehmens.

All die Jambas, Klums, Sozialigerichte und Kryptonites haben Schwierigkeiten mit Ihrer Kommunikation gehabt – genau daraus erwuchsen die Probleme, nicht aus der Existenz von Blogs. Diese sind nur die schnellen Übermittler und Verbeiter dieser kommunikativen Mängel. Aus der engen Kolaboration und dem kollektiven Zusammenschluß der Blogger gegen Vater Klum würde ich aber keine Basis für ein stärkeres Selbstbewusstsein sehen.

Horizont: Zeigt der Fall, dass er (/es?) letztlich nicht der einzelne Blog ist, der Einfluß hat sondern die entstehende Community?

Exakt. Wobei die Community nicht entsteht, sonder bereits da ist und sich schnell um neue Themen scharrt.

Horizont: Zeigt die deutsche Bloggerwelt damit nun endgültig, dass sie so – auch durch die Weiterbreitung der Themen in Print – das Image von Personen und Marken beeinflussen kann?

In jedem Fall kann die deutsche Blogosphäre zu der online verfügbaren Identität und Integrität einer Marke, eines Namens, einen viel größeren Beitrag leisten, als es Markeninhabern, PR Beratern und Werbern lieb ist. Betrachtet man heute die ersten 20 Ergebnisse bei einer Google Suche nach „Heidi Klum“, so befasst sich gut die Häfte der Fundstellen mit diesem Thema. Und das bei insgesamt fast 2 Millionen verzeichneter Datensätze. Selbst im Wikipedia Eintrag zu Heidi Klum ist schon ein Hinweis auf diese Affäre aufgetaucht. Viele der gelisteten Blogs werden nach und nach wieder aus den Topresults verschwinden, einige werden aber bleiben und für lange Zeit mit der Marke verbunden bleiben.

Bei einer Suche nach „Jamba“ finden sich zu über 70% entsprechende, für Jamba sehr negative Ergebnisse unter den ersten 20 Google Treffern.

Horizont: Ist der Vorgang nur für Klum ein PR-Debakel oder kann er sich auch negativ für die Werbepartner auswirken?

Für Heidi Klum sehe ich keine zu großen Probleme. Nicht sie, sondern ihr Management hat diesen kapitalen Bock geschossen. Gut beraten wäre Sie mit einer persönlichen Stellungnahme zu dem Thema – am besten direkt gegenüber Patrick Breitenbach. Damit wäre viel, wenn nicht sogar alles zu retten.

Horizont: Wenn dieser Einfluß der Blogs vorhanden ist, hater dann langfristige Auswirkungen oder ist er eher ein kurzfristig wirkendes Regulativ.

Wie im Fall Jamba zu sehen, bleiben definitiv Auswirkungen zurück. Aussitzen funktioniert nicht.
Ist ein Unternehmen kommunikativ so gut aufgestellt und offen genug, um ein eigenes Blog zu führen, kann es in Zeiten ruhiger See bereits eine eigene Stimme und Reputation aufbauen, in Krisenzeiten steht dann ein Instrument zur Verfügung, mit dem man sofort reagieren kann.

Ein Kommentar

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