In einem interessanten Artikel widmet sich Telepolis in dem Beitrag Wechsel nicht möglich den sozioökonomischen Grundlagen des Web 2.0 auf Basis des Casus Flickr:
Flickr [ist] damit ein typisches Beispiel für ein kommerzielles Web-Angebot, das letztlich deswegen erfolgreich ist, weil es auf sozialen Beziehungen und sozialen Netzwerken aufbaut. Dabei geht es nicht unbedingt um dicke Freundschaften, sondern vor allem um Gleichgesinnte, zu denen ein loser Kontakt besteht. Soziologisch gesprochen: es geht um weit aufgefächerte Netze mit vorwiegend „weak ties“. Diese „soziale Infrastruktur“ ist sicherlich ein Faktor, der den Erfolg von Flickr auch gegenüber konkurrierenden Angeboten erklären kann.
Wenngleich momentan überall ein Verlassen des Dienstes angekündigt wird, bleibt doch ein großes Problem: Die hochgeladenen Daten, also die Bilder/Fotos, können aus Flickr sehr leicht extrahiert werden, viele Nutzer werden ohnehin auch lokale Kopien haben – die geknüpften Netzwerke bzw. Kontakte, Gruppen, sowie die Kommentare und Verlinkungen zwischen den Usern gehen bei einem solchen Wechsel verloren, Peer Pressure entsteht.
Der primäre Inhalt eines Social Networks wie Flickr, also seine Social Objects, in diesem Falle die Fotos, können zwar jederzeit transportiert und umgelagert werden, die soziale Komponente, das eigene Netzwerk, ist weit weniger portabel und bindet die User an eine Plattform. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht getrieben vermeiden es alle großen Services diese Daten freizugeben – Ideen und technische Ansätz dafür gibt es aber zuhauf:
Eine mögliche Lösung, die den betroffenen Firmen auf den ersten Blick nicht gefallen wird, auf den zweiten Blick aber vielleicht ebenfalls ein interessantes Geschäftsmodell darstellen würde, wäre ein übergreifender Dienst, der eine abstrakte Informationsinfrastruktur für soziale Netzwerke bereitstellt, die transparent und zwischen einzelnen Angeboten transportabel ist. (…) Das „Eigentum“ an den sozialen Netzwerken läge dann nicht mehr bei den Firmen, sondern die Souveränität, Kontakte zu verwalten und Beziehungen zu pflegen, würde den Konsumentinnen und Konsumenten zurückgegeben. Auch wenn die Fotos eines Teilnehmers beispielsweise bei Flickr liegen würden, müsste dieser in einem solchen Szenario nicht darauf verzichten, Kontakte zu haben, die für die Speicherung und Verwaltung ihrer Bilder andere Anbieter vorziehen. Ein oberhalb der einzelnen Web-2.0-Anwendungen liegendes Netzwerk, quasi ein technischer Standard für die Aufrechterhaltung von Kontakten und Feedbacks zwischen Anbietern, existiert bis heute nicht. Die Trackback/Pingback-Funktionen der Blogosphäre, RSS und vergleichbare Dienste sowie die entsprechenden Aggregatoren und nicht zuletzt Vorschläge wie OpenID könnten die Bausteine für eine konzernunabhängige Infrastruktur für soziale Netzwerke bilden.
Und tatsächlich halte ich diese Idee im Kontext von Open ID für wirklich gut aufgehoben.