Usability World 2007 – Tag 1

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Hartmut Esslinger, Gründer und kreativer Vater von Frogdesign, lieferte einen interessanten und profunden Auftakt des heutigen ersten Tages der Usability World 2007, hier in schöner Loctation, im Tropenaquarium von Hagenbecks Tierpark. Im Januar hatte ich bereits auf der DLD die Gelegenheit, einen Vortrag von Esslinger zu hören. In seinem Talk heute, der dankenwswerter Weise wesentlich mehr Raum und Zeit auf der Agenda einnahm, spannte er ein breites Themenband zwischen Usability, Designstrategie, – bedeutung und -prozessen. Es sind diese Vorträge, die den Kreativen quasi automatisch dazu bringen, über genau diese Prozesse im eigenen Schaffen nachzudenken. Auch lange über die Dauer des Vortrags hinaus.

Tim Bosenick sprach im Anschluss über die Relevanz von Customer Experience Meassurement und warum zunehmend Unternehmen über die Position eines CE Directors nachdenken.

Andreas Nölting konnte als „alter Hase“ des Online-Journalismus Geschichten aus der Entwicklung vom Manager-Magazin.de und von Spiegel-Online erzählen. Beide Angebote starteten damals parallel, schrieben lange tiefrote Zahlen und standen permanent unter Druck, insbesondere auch unter dem Druck der Mitarbeiter des Spiegel Verlages, denn diese Defizite drückten die Gewinnausschüttungen. Sehr gut hat mir die Offenheit gefallen mit der Nölting über die aktuellen Zahlen des MM berichtet. Erwartungsgemäß ist der größte Peak morgens um 9 zu verzeichen, ergo beginnt die erste Schicht der Redaktion um 6. Etwas problematisch finde ich den Ansatz der „Developing Stories“, also dem steten Fortschreiben, Ergänzen und Überarbeiten von Artikeln. In Blogs gilt das Ändern eines einmal publizierten Artikels als Frevel. Zu Recht wie ich finde, es sei denn natürlich, dass das Update als separater und entsprechend gekennzeichneter Absatz ergänzt wird. Spiegel Online macht das mittlerweile ab und an ebenso. Denn das Wissen über die potentielle Veränderung eines Artikels schmälert die Qualität des Permalinks zu dem Artikel – und somit die Lust diesen zu referenzieren. Abschliessend beschrieb er noch das Spannungsfeld zwischen dem Bestreben nach vielen Pageimpressions, die nachweislich durch populäre, aber journalistisch weit weniger Themen entstehen, gegenüber anspruchsvollen und dem Qualitätsanspruch und Markenbild entsprechenden Inhalten zu finden. Denn letztere Klicken einfach wesentlich weniger (ca. nur 20%). Für Verwunderung sorgte allerdings allgemein der überhaupt nicht analytische und methodische Ansatz, der offentsichtlich hinter dem Betrieb eines Portals mit immerhin deutlich über 500.000 Unique Vistors pro Monat liegt. Viel Bauchgefühl, wenig Methodik.

Nach dem Lunch fand ein Workshop zum Thema Landingpages statt, durchgeführt von Frank Puscher. Hier passten aber Referent und Auditorium nicht zusammen. Das in weiten Teilen gut informierte Publikum stand einem Vortrag gegenüber wenig neues zu bieten hatte. Puscher kritisierte vieles und kommentierte dabei launig und mitunter vollkommen befreit von jeder Form von tieferem Hintergrundwissen. Ich musste flüchten, fairerweise muss man allerdings sagen, dass dieser Vortrag hier und da wieder Erwartens doch ganz gut ankam – mitunter ist die Wahrnehmung wohl doch recht unterschiedlich…

Parallel wurde im Nachbarraum unter Führung von Christian Bachem von Companion über Kennzahlen für Usability gesprochen. Welche Zahlen kann man auf einer Webseite erheben um Aussagen über die User Experience zu treffen. Natürlich steht dabei im Zentrum die Frage, was ist das Ziel? E-Commerce, also Sales Value, Lead Value oder Engagement Value. Einige der besprochenen Ziffern sind: Cost per Order, Warenkorbabbrüche, Unique Users, Prozentsatz des organischen Traffics, Reaktionszeit auf Supportanfragen, Kundenzufriedenheitsindex, Verweildauer (nicht immer ist länger besser), Net Promoter Score etc.

Weiter am Nachmittag dann eine Session von Jens Doka, Groops. Fand ich sehr interessant, da Jens ganz offen über viele Schritte und Itterationen seines Produktes gesprochen hat, die nicht wirklich funktioniert haben. Genau aus diesen Beispielen und Erfahrungen andere kann man sicherlich lernen und ähnliche Fehler vielleicht selbst vermeiden.

Am Abend gab es dann noch ein sehr nettes Treffen hier im Hotel mit Stefan, Jörn, Yves, Jörg und mir, also fast allen Gewinnern der Konferenztickets.

Ein Kommentar

von Oliver Wagner

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