Usability World 2007 – Tag 2

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Tag 2 der Usability World 2007 in Hamburg begann mit einem Vortrag über Untersuchungen zu Bedienschwächen des iPhones. Grundsätzlich ist bei einem vollkommen neuen Bedienparadigma am Anfang sicher mit Problemen zu rechnen – vielleicht macht es genau das aber auch interessant? Ich bin aber zuversichtlich, dass diese offensichtlichen Probleme künftig Zug um Zug behoben werden. Dazu aber mehr sobald ich endlich mein eigenes iPhone in Händen halte.

Danach folgte dann der Auftritt von Jakob Nielsen, dem Usability Guru schlechthin und Zugpferd des Events. Und er war gut, überraschend gut. In den 90 Minuten seines Vortrags streifte er viele Themem die er im Rahmen seiner Studien evaluiert hat. Aus seiner Sicht hat sich die Usability im Web in den letzten 10 Jahren dramatisch verbessert. Klar. Allerdings eben nicht überall.

Große, transaktionsgetriebene Unternehmen im E-Commerce und Banking Sektor haben mittlerweile Sites, die in nahezu allen Belangen den Standards der Untersuchungsmethodik genügen. Diese Unternehmen beschäftigen eigene Teams, die sich um permanente Optimierungen kümmern, Optimierungen die schnell in Form von Kennzahlen gemessen werden können. Höhere Konversionsraten, höhere Transaktionsvolumen, geringere Abbruchraten – mehr Umsatz. Sobald letzteres Eintritt ist der unbedingte Wille da, noch ein Quentchen besser zu werde. Ganz anders sieht es aus bei kleineren Shops, bei Unternehmensdarstellungen, Auftritten öffentlicher oder kommunaler Behörden sowie im B2B Bereich und am schlimmsten, nach seinen aktuellen Zahlen, bei unternehmensinternen Intranets, Wikis und Software Tools.

Dies war der erste Auftritt von Nielsen in Deutschland in den letzten sieben Jahren – und er war gut. Sympathisch, kompetent und gerne bereit auch auf komplexere Fragen am Ende seines Vortrags in aller Ausführlichkeit zu antworten. Hat mich überrascht. Allerdings hat er das Spannungsfeld Blogs, UGC und Web 2.0 nur sehr grob gestreift – und hier lagen wir dann doch wie erwartet weit auseinander.

Etwas später am Tage zeigte sich Nielsen allerdings von einer diva-esque Seite, die ich so noch nicht erlebt habe. Er hatte dem Veranstalter gegenüber zunächst drei Pressetermine zugesagt. Dann vor Ort auf zwei reduziert. Einer war reseerviert für die Tomorrow – und einer für das agenturblog, um die gestellten und gevoteten Fragen zu beantworten. Aber nach dem ersten Interview (oder aber als er hörte, dass der zweite Termin mit einem Blogger ist) verschlug es ihm die Stimme. Nein, er kann nicht mehr reden. Kein zweites Gespräch. Keinen Satz mehr. Nielsen beantwortet die Fragen später per Mail, lies er ausrichten. Klar, kann passieren. Als wir uns dann später vorgestellt wurden konnte er nicht mal mehr mein „Nice to meet you“ erwiedern. Keinen Ton hat er mehr von sich gegeben – bis er aus dem Tropenaqurium entschwand…

Von den Ereignissen um Jakob Nielsen herum mal abgesehen verlief der zweite Tag sonst relativ unspektakulär, zumindest was die Vorträge auf dem Podium anging. In den Pausen habe ich mich aber nett unterhalten und auch Zeit gefunden, mir die Fische im Topenaquarium anzusehen. Arme Tiere. Fazit also: Sehr nett organisiert, interessante Location, hohe thematische Affinität der Teilnehmer, eine handvoll interessanter Vorträge, besonders zu erwähnen nochmal Hartmut Esslinger und meinen neuen Freund Jakob. Abseits davon etwas schwach, zumindest für alle die bereits in welcher Form auch immer mit dem Thema Usability zu tun hatten – und soweit ich das heraushören konnte, waren das einige. Hätte ich das Ticket bezahlen müssen, ich wäre durchaus enttäuscht. So kann ich auf zwei Tage in Hamburg zurückzublicken in denen vor allem die Gespräche untereinander sehr interessant und inhaltlich tiefer als die Acts auf dem Podium waren. Und was mit Jakob und unseren Fragen wird – wir werden sehen, ich drücke die Daumen…

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von Oliver Wagner

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