Ist die Zeit der URLs gezählt?

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Wirft man einen genaueren Blick auf die Statistiken einer beliebigen Webseite oder beobachtet weniger internetaffine User im Umgang mit dem Browser, erkennt man schnell, dass die URL (oder der Titel bzw. Markenname) einer Zielseite regelmässig nicht in die Adresszeile des Browser eingegeben wird, sondern in die Suchbox im Browser oder sogar als Query in die als Startseite voreingestellte Suchmaschine.

Mit Chrome und der omnipräsenten Omnibox wird sich dieser Trend weiter beschleunigen, so mutmaßt auch Jeremiah Owyang in seinem Artikel URLs will be an Anachronism. Nutzt man Googles neuen Browser Chrome, gibt es keinen Grund mehr, die vollständige Adresse einzugeben. Der Name führt zum gleichen Ziel:

Bereits vor einigen Monaten wurde über ein entsprechendes Phänomen in Japan diskutiert: Search boxes have replaced URLs. Statt dem Hinweis auf die URL eines Produktes verwendet man dort in der Werbung zunehmend die Darstellung einer Suchbox in die das beworbene Produkt als Query eingebaut ist, wohl wissend, wie viele der Verbraucher das Web nutzen, ergänzt natürlich in Japan noch um den erhöhten Abstraktionsbedarf durch die Verwendung von lateinischen Buchstaben in URLs.

Sind also die Zeiten von URLs gezählt? Technisch gesehen sicher nicht, genauso wie die darunterliegende Schicht der IP-Adressen wird das Netz nicht ohne sie auskommen und für die Relevanzberechnung in Suchmaschinen stellen sie weiterhin einen der wichtigsten Faktoren da. Auch für Unternehmen ist das Abstecken des eigenen Claims weiterhin genauso wichtig wie bislang – allerdings deutet sich die Zukunft ganz eindeutig an. URLs, insbesondere alles, was nach dem Slash oder vor dem ersten Punkt kommt, wird in der Kommunikation zusehends durch praktische und gut zu merkende Suchbegriffe abgelöst. Und das unabhängig davon, wie weit sich mittlerweile sprechende und leicht zu merkende oder sogar als Navigationstool verwendbare Adressen verbreitet haben.


Screenshot hier geliehen

Offensichtlich ist dabei natürlich eins: Die Macht der großen Suchmaschinen wächst erneut, die einzige Entscheidungsinstanz darüber, was im Web vorhanden ist und was nicht wird weiter auf die Schultern weniger verlagert.

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von Oliver Wagner

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