Es ist erst zwei Wochen her, dass Google+ schrittweise für neue Nutzer geöffnet wurde. Unabhängig von der tatsächlichen Zahl der mittlerweile aktiven User ist eins zweifelsrei zu beobachten: Die Geschwindigkeit in der Vernetzung auf Google+ statt findet ist in dieser Form vollkommen neu. Dafür sind verschiedene Faktoren wichtig: Google Accounts sind in etwa so stark verbreitet wie aktive Internetnutzer. Das Produkt ist gut, richtig gut. Das mentale Modell des Social Network ist für über 750 Millionen Nutzer mittlerweile täglich Brot. Google tat gut daran, sich davon nicht weiter als unbedingt notwendig zu entfernen, nur manches zu ändern, vieles davon zum Bessern.
Dabei darf man nicht ausser acht lassen, dass Nichts für Google wichtiger ist als im Bereich Social endlich Fuß zu fassen. 25% der Mitarbeiterboni werden bereichsübergreifend an das Erreichen eben dieses Ziels gekoppelt: our strategy to integrate relationships, sharing and indentity across our products.
Vor diesem Hintergrund scheint es auch möglich gewesen zu sein, dass viele der zentralen Google Produkte zeitgleich auf das neue Layout inklusive der neuen horizontalen Google Bar am Seitenkopf umgeschaltet haben. Dabei die Suche und das Gmail Facelift. Die Aufgabe, die zentralen Produkte eines großen Serviceanbieters einheitlich und vor allem zum exakt gleichen Zeitpunkt zu renovieren ist wahrlich keine leichte ist. Man mag sich mit mir an meine Zeit als Creative Director bei dem Internetportal mit dem Hund zurückerinnern… Das ist nur möglich, wenn dies einer konsequenten, von der Unternehmensleitung unbedingt eingeforderten Strategie untergeordnet ist. Das haben wir gerade erlebt. Google will den Social Graph. Um seiner selbst Willen – und natürlich als neuen Taktgeber für Suche. In einer Post-Pagerank Ära zählt vor Allem das aktive approval voting und das Teilen einer URL mit dem eigenen Netzwerk. Dank Facebook Like und dem Sharen auf Twitter ist das bereits da. Nur bislang eben nicht bei Google. Seit dem Wegfall der Einbindung der Twitter Firehose vor wenigen Tagen sogar noch weniger als zuvor. Aber zu diesem Zwecke gibt es den neuen +1 Button, der bereist vor Google+ gelauncht wurde, eigentlich aber erst jetzt richtig Sinn macht. Aus der Sicht einer Suchmaschine ist es natürlich auch von großer Bedeutung zu wissen, in welchem Kontext die miteinander agierende Nutzer stehen. Aber auch dafür zeichnet sich bekanntermaßen eine Lösungen ab…
Zur Bedeutung von Social Search schrieb ich vor knapp fünf Jahren übrigens dieses:
(..)Je mehr Daten von uns und aus unseren Netzwerken online sind, je besser wir auf dieser Basis Kontext und Relevanz erkennen können, je sozialer, näher und auch aktueller wird die Suche im Web werden.
Nie waren wir – und vor allem Google – diesem Szenario näher als heute.
Ein klassisches Problem bleibt aber auch dieser Tage für die Nutzer: Inhalte, die in Google+ publiziert werden, bleiben in Google+. Es gibt derzeit keine API und keine offiziellen Schnittstellen um mit dem System zu interagieren und eigene Inhalte an anderer Stelle zu nutzen
Erste Dienste wie Findpeopleonplus oder Socialstatistics experimentieren bereits damit. Natürlich bleiben diese Werte an der Oberfläche, ein Vergleich rein der Fan, Freunde und Followerzahl hat sich längst überlebt. Insbesondere bei Facebook stellen Unternehmen fest, dass es kein sinnvolles Ziel seien kann, rein quantitative Vorgaben für die eigene Page zu geben. Dennoch ist dies eine von vielen Metriken, die in den rechten Kontext gesetzt Relevanz und Evidenz für das Reporting bieten. So auch nach wie vor in BuzzRank.
Das vorausgeschickt, kann ich hier einen kleinen Einblick in ein Experiment gewähren, dass unserr BuzzRank Team in den letzten Tagen quasi nebenher entwickelt hat und das bald eben diese Zahlen liefern kann. Zumindest so lange, bis eine API Zugriff auf weitere Metriken bietet und wir tiefer und qualitativer in die Materie einsteigen können.
Es scheint, dass aber auch bei Google intensiv über die Frage der Qualität dieser Zahlen nachgedacht wird, wenngleich auch nicht in den nächsten Releases. Bis Mittwoch früh führten neben Mark Zuckerberg, vor allem Larry Page, Sergey Brin, Vic Gundotra und Marissa Mayer diese Rankings an. Alle haben sie (und viele weitere Google Mitarbeiter) diese Werte für aussenstehende dann zunächst ausgeblendet, um sie nach rund 36 Stunden doch wieder erscheinen zu lassen. Ob dies Anstoss zu einer Diskussion für Qualität gegenüber Quantität sein sollte, ein Schutz, das weitere Wachstum von Google+ von aussen nicht so leicht messbar zu machen oder eher ein höfliches Zurücktreten vor der Präsenz der externen Nutzern war, bleibt offen, den Eindruck einer konzertierten Aktion machte es dennoch.
Das technische Handwerkszeug für Google+ ist dabei übrigens nicht so komplex, wie dieser Einblick zeigt: Closure, Java Servlets, JavaScript, BigTable, und Colossus.
In jedem Fall freuen wir uns schon sehr, künftig tiefergehende Analysen auch in Google+ erstellen zu können. Wer bereits einen Blick in unsere experimentelles Tool werfen möchte melde sich gerne bei mir mit kurzer Mail, auf Twitter und natürlich via Google+.