Diskussion über die Ethik von Linkkäufen

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Neulich habe ich hier ein paar Zeilen über meine Experimente mit LinkLift und Co. geschrieben. Das spannendste an diesem Artikel war aber die Diskussion, die er angestossen hat.

Doch zunächst nochmal ein paar Worte der Einführung in diese Thematik:

Eingehende Links sind für die Algorithmen der Suchmaschinen eine der wichtigsten Größen zur Berechnung der Relevanz und Bedeutung von Webseiten. Je höher die Anzahl qualitativ hochwertiger und thematisch passender verweisender Quellen auf eine Seite ist, desto wichtiger wird sie von Suchmaschinen (read: Google) bewertet. Je bessere diese externen Seiten thematisch zur Seite passen, je häufiger bestimmte Begriffe für den Text eines Links verwendet werden, je höher die Relevanz der enstprechenden Seite für diese Keywords.

Nun werden Links zumeist freiwillig gesetzt, um auf einen interessanten oder lesenswerten Beitrag aufmerksam zu machen, ein Produkt oder einen Service zu empfehlen.

Manchmal aber auch, weil finanzielle Aspekte dafür sorgen. Zwischen Linkkäufern und Linkverkäufern gibt es schon seit Jahren enge und stete geschäftliche Beziehungen. Zumeist allerdings nicht im direkten Lichte der Öffentlichkeit.

Zahlreiche Unternehmen wie LinkLift oder TextLinkAds bieten seit einige Zeit nun eine öffentliche Schnittstelle für diese Transaktionen, primär fokussiert auf Blogs als Quelle für käufliche Links. Durch die Struktur von Blogs, ihre häufige Aktualisierung und gute interne wie externe Vernetzung bieten diese oft einen hohen Pagerank und starke Autorität in ihrem Themenbereich.

Im Gegensatz zu Systemen wie Google AdSense (das auf JavsScript basiert) bieten die genannten Anbieter einen entscheidenden Vorteil für die Linkkäufer: Über ein einzubindendes PHP Skript werden die Links direkt in die ausgelieferten HTML Dateien eingebunden und sind für die Spider der Suchmaschinen nicht ohne weiteres von „echten“ also redaktionellen Verweisen zu unterscheiden.

Die große Unbekannte in diesem Business für alle Seiten, ist die Frage, wie eine Suchmaschine wie Google reagiert, wenn sie einen Linkkauf eindeutig erkennt. In den Statuten für Webmaster wird ganz klar vor dieser Praxis gewarnt. Ein Ausschluss aus dem Index kann die schlimmste, ein Abwerten aller betreffenden Seiten eine weitere mögliche Strafe sein.

LinkLift versucht die teilnehmenden Webmaster zu schützen, in dem es die echte URl der „käuflichen Seiten“ in ihrem Katalog nicht darstellt und Webmastern vor einer zu eindeutigen Bezeichnung ihrer Seiten bei der Anmeldung warnt:

Wir bei LinkLift respektieren den Wunsch nach Anonymität und empfehlen bei der Anmeldung neuer Webseiten, in der Beschreibung die URL, den Namen und bestimmte Keywords zu vermeiden.

Auch bei TextLinkAds wird die URL der im Angebot befindlichen Seiten nicht angezeigt. Ob das bei beiden Systemen wirklich primär zum Schutze der Webmaster dient oder nicht doch eher zur Sicherung des eigenen Geschäftsmodells bleibt offen. Denn kennt man die Adresse einer Webseite kann man den Betreiber natürlich auch direkt auf den Wunsch nach einem Linkkauf ansprechen und spart so die Vermittlungsgebühr (bei LinkLift 30% und TextLinkAds 50%).

In der Diskussion zu meinem Beitrag wurden höchst konträre Standpunkte vertreten. So schrieb Tadeusz Szewczyk, professioneller SEO: Kauf oder Miete von links, derzeit gang und gäbe, geradezu eine Plage und von manchen SEOs als wichtigste “Optimierung” eingesetzt ist unlauterer Wettbewerb bezogen auf Google. (…) Ich habe einige Konkurrenten die meine arbeitet zunichte machen indem sie mich mit gekauften Links überrunden im Google-Index. (..) Denn über eines muß sich der Webmaster der Links mit PageRank-Vererbung verkauft: Er kann in schlechte Nachbarschaft (Google-Kriterium) kommen und ganz schnell abgewertet werden, denn Links werden am liebsten von Leuten gekauft die eine mühsame Optimierung sich sparen wollen und gleich an etlichen Stellen kaufen.

Grundsätzlich finde ich, dass Tadeusz insbesondere mit seinem letzten Punkt recht haben kann. Professionelle Optimierer mit mässigem bis schlechtem Content sind sicherlich typische Kandidaten für den Linkkauf – und gleichzeitig auch Seiten, auf die man lieber nicht verlinken möchte.

Auf der anderen Seite hält Tom Alby, Autor von das Web 2.0 Buch (siehe mein Besprechung hier) und „Suchmaschinenoptimierung – Professionelles Website-Marketing für besseres Ranking“ (siehe mein Besprechung hier) entgegen: Wenn alle Seiten mit solchen Links downgegraded würden, dann wären so viele Seiten downgegraded, dass der Effekt der Suchmaschine selber zum Nachteil gereichen würde. Sprich: Linkkauf und Linktausch ist so populär, dass er nicht durch “Erziehungsmethoden” wieder abgeschafft werden kann. (… ) Für mich ist die einzige Frage, ob ein gekaufter Link thematisch passt, so dass er auch dem Benutzer einen Nutzen bringt. Ist das der Fall, wunderbar. Ist das nicht der Fall, dann hängt es immer noch davon ab, wie viele thematisch unpassende Links auf der Seite sind im Verhältnis zu guten Links und Content.

Tadeusz hält dem entgegen: (..) zwei Grundirrtümer, die in der deutschen SEO-Szene insbesondere zu beklagen sind. Wenn mthan50 austricksen mit optimieren gleichsetzt dann kommt mir die Galle hoch, denn optimieren kommt von optimal. Ziel einer Suchmaschinen-Optimierung ist also eine Site optimal für die Suchmaschinen zu machen also mittelbar für den User. Wenn die Suchmaschine ausgetrickst wird ist das natürlich nicht optimal, weder für die Suchmaschine noch für den User. Optimierung bedeutet Zuarbeit für Google, man versucht bestmöglich die Anforderungen die Google an eine Ressource stellt zu erfüllen. (…) SEOs die Links kaufen oder verkaufen sind zumeist eben diejenigen die meinen Optimierung sei austricksen von Suchmaschinen.

Das schöne an dieser Diskussion sind aus meiner Sicht zwei Dinge: Zum einen gibt sie wunderbar die beiden Lager, also Pro und Kontra Linkkauf wieder, zum anderen zeigt sie aber auch eine gewisse Unsicherheit selbst der Experten in der Szene zu diesem Thema.

Unsicherheit zum Einen hinsichtlich der möglichen Risiken eines Linkkaufs oder Verkaufs für die Betreiber mindestens der beiden aktiv beteiligten Seiten, Unsicherheit aber auch oder vielleicht sogar vor allem wegen der ethischen Abwägung des Linkkaufs gegenüber organisch erworbenen Verlinkungen ob des guten Content.

Und genau in diese letzte Kerbe möchte ich ebenfalls noch einmal deutlich einschlagen. Wenn es denn aufginge, das gekaufte Links schnell zu einem großen Sprung im Pagerank (bzw. den vielen weitern Faktoren die Google in die Berechnung miteinbezieht) kommt, bedeutet dies im schlimmsten Falle doch einfach, das Seitenbetreiber mit großen Portemonnaie und dem Willen dies für derlei Maßnahmen zu öffnen im klaren Vorteil sind. Und zwar auf einmal innerhalb der Suchergebnisse der wichtigsten Suchmaschine der Welt. Somit ist das Prinzip der Demokratisierung von Suchergebnissen (das ohnehin ein Gerücht ist) noch weiter gefährdet. Nicht mehr der beste Content gewinnt.

Dennoch kann man diesen Trend nicht verhindern, allein die zahlreichen Mitbewerber der professonellen Linkbroker zeigen dies und öffnen somit diesem ehemals weniger öffentlichen Business nun die Tür in den Mainstream.

Vielleicht wird diese Problematik aber auch eine der möglichen Wendepunkte für Google. Oder die eine große Chance für neue Wettbewerber.
Und ich möchte wetten, dass diese eher aus dem Social Search Bereich kommen obwohl natürlich auch dort mit SMO und SMM kräftig optimiert wird…

Mehr zum Thema u.A. hier:

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